Glas mit Absinth und Zuckerwürfeln, eine Karafffe im Hintergrund. Das Bild ist mit einer Textur unterlegt, die einen Grunge-Effekt bewirkt.
Plauderei

Fotos von der grünen Fee

Texturen

Ich weiß ja nicht, ich weiß ja nicht… ich habe schon ewig lange nicht mehr mit Texturen herumgespielt. Heute das erste Mal seit Langem wieder. Um ehrlich zu sein: Hm. Ich bin nicht ganz überzeugt, eigentlich wollte ich was ganz anderes haben. Und noch eigentlicher weiß ich gar nicht, was ich eigentlich haben wollte… und das sind ganz schön viele eigentlichs auf einmal. Den Absinth habe ich vor Monaten fotografiert, aus Neugier heraus. Ich habe im Zusammenhang mit einem Buch über van Gogh über Absinth gelesen, wie es zum Kultgetränk wurde und wie es gekommen ist, dass es derart in Verruf geraten ist. Und pssst…: Es war die Negativpropaganda der Weinbauern, die mit der Temperance-Society (Ausgerechnet!) gemeinsame Sache gemacht hat.

Ein paar Fakten über Absinth

Den Weinbauern sind nach einem Überfall der gemeinen Reblaus – die übrigens aus Amerika eingeschleppt wurde – die Gewinne eingebrochen: Ernte kaputt, kein Wein, kein Profit. Die Menschen haben sich alldieweil nach alkoholischem Ersatz umgesehen und diesen im Absinth gefunden. Nachdem die Weinbauern ihre Reben wieder aufgepäppelt haben, mussten sie natürlich ihre abhanden gekommenen Kunden wiedergewinnen. Und wie könnte das besser gehen als mit einer massiven Kampagne gegen das neue Lieblingsgetränk der Franzosen?

Zugegeben: Das damalige neue Lieblingsgetränk der Franzosen hatte es mit einem Alkoholgehalt von 70, 80% natürlich in sich. Es war deutlich stärker als Wein. Hinzu kam, dass echter Absinth aufwändig in der Herstellung ist und dadurch natürlich teuer war: Unerreichbar für die meisten Arbeiter. Daher wurde experimentiert und gepanscht, was das Zeug hielt. Die billigen Gebräue, die damals aus den Experimenten hervorgingen, waren abenteuerlich: der minderwertige Alkohol, der als Basis diente, enthielt oft eine hohe Menge an Amylalkohol und anderen Fuselölen. Pech hatte, wer die Flaschen mit Methanol erwischte. Gefärbt mit Substanzen wie Zusatzstoffe wie Anilingrün, Kupfersulfat, Kupferacetat und Indigo. Für den Louche-Effekt (die typische milchige Trübung des Getränks, wenn Wasser hinzugefügt wurde) wurde mit Antimontrichlorid erzielt.

Historische Proben, die untersucht wurden, enthielten aber nicht genügend Schadstoffe, um den befürchteten Absinthismus zu verursachen. Die negativen Folgen des Absinths sind daher weniger auf das (den?) Thujon zurückzuführen, sondern vielmehr auf ganz ordinären Alkoholmissbrauch: Natürlich ist es schädlich, wenn man Wein, der in der Regel ca. 14% Alkohol enthält, durch ein Gebräu ersetzt, das locker 50, 60, 70 oder gar 80% Alkohol enthält und nicht selten wie Wasser getrunken wurde.

Natürlich ist das hier nur die kürzeste Kurzzusammenfassung. Und wer es genau wissen will: Van Gogh muss gesoffen haben wie ein Loch, wie sein Freund Paul Signac schrieb: He would “take his seat on the terrace of a café. And the absinthes and brandies would follow each other in quick succession.” (Harris, The Starry Night)

Zurück zur Gegenwart...

Natürlich musste ich das Getränk dann probieren. Ich habe mir also flugs eine kleine Flasche bestellt, eher ein Pröbchen, denn ich wusste ja nicht, ob ich es mag. Überrascht hat mich die Farbe, die keineswegs grellgrün war, sondern eher ein helles Olivgrün hatte.Wie ich jetzt gelernt habe, ist das Grellgrün sowieso nicht echt, sondern hinzugesetzte Farbe.

Tatsächlich ist es ein fantastisches Getränk, wenn man Anis mag. Mein Fläschchen – ich habe leider vergessen, welcher Hersteller es war – wurde nach einer Originalrezeptur aus dem 19. Jahrhundert gebraut. Der Unterschied zu Pastis war die Feinheit und die Komplexität des Geschmacks. Es war ein sehr aromatisches Getränk.Der Louche-Effekt kam als optisches Zuckerstück noch hinzu.

Leider mag ich persönlich kein Anis, daher würde ich mich damit nicht wieder abgeben. Fazit: der schlechte Ruf und die Anrüchigkeit sind heutzutage in nichts mehr begründet.

Die Gelegenheit, ein Fläschchen Absinth im Haus zu haben, habe ich mir nicht entgehen lassen, sondern direkt für eine kleine Fotoserie genutzt. Das Ziel war, den Bildern eine Art Vintage-Look zu geben. Das Fotografieren hat geklappt, ich war ganz zufrieden. Es scheiterte jetzt an den Texturen. Ich glaube, ich spiele noch ein wenig mehr damit herum. So ganz glücklich bin ich mit dem Foto der grünen Fee nicht, es ist einfach “too much”

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