Korsika – die Reise geht weiter

Beim letzten Mal waren wir in… ja, richtig… Bonifacio stehengeblieben. Auf der Rückfahrt – das kann ich noch kurz erzählen – haben wir in einem kleinen Restaurant mitten in den Bergen Halt gemacht. Im Vorbeifahren sah es aus wie eine mittelgute Pommesbude, also wacklige Plastikstühle und -tische, alles ein wenig alt und schäbig. Aber das täuschte. Ich kann nur wärmstens empfehlen, dort einen Stopp einzulegen, denn die Küche ist einfach nur großartig. Es gab dort Galettes (für den Knilch), Pizza mit korsischem Käse (ja, genau der, der explodiert. Wer Asterix kennt, weiß, wovon ich rede) für den Mann und ein Rätselessen für mich, sprich: Ich habe bestellt, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was anschließend auf dem Teller landen würde. Ich war sehr, SEHR froh, dass sich das Gericht zwar aus Innereien bestand, sich zum Glück aber nicht als Hirn entpuppte…

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Da der Knilch sich mit “dem” A. angefreudet hatte, haben wir es die nächsten Tage eher langsam angehen lassen und sind auch mal zum Strand gegangen und haben ihm grundsätzlich natürlich die Zeit gegönnt, mit seiner kleinen Freundin zu spielen. Wir haben Ausflüge in die nähere Umgebung gemacht, waren in Propriano (nicht empfehlenswert) und in Sartène (sehr hübsch, wenn auch touristisch. Ich  musste hier feststellen, dass mein Magen nicht so sehr stabil ist, ich habe ein mulmiges Gefühl gehabt, wenn mein Ehegespons in die Kurven geflogen ist. Man wird halt älter.

Streetview of Sartène, Corsica

Irgendwann war es dann Zeit, weiterzuziehen. So interessant war die Gegend nicht und “der” A. war auch abgereist. Außerdem hat sich das Kind ein wenig vor dem großen Hundevieh gegruselt, so dass der Reiz, dort zu bleiben, nicht besonders groß war und wir in Richtung Porto weitergezogen sind. Um dorthin zu kommen, mussten wir durch die Berge. Porto selbst ist ein typischer Touristenort, einfach nur gräßlich. Es gab nirgendwo Schatten und nichts zu gucken. Eigentlich gab es nur Hotels, Restaurants, Souvenirshops und Touristen, zumeist älteren Semesters, da wir ja außerhalb der Saison dort waren.

Der Campingplatz machte von der Straße aus nicht den besten Eindruck: Ein scheußlicher, nackter Pool und direkt an der Hauptstraße. Das Meer 2 km entfernt und überhaupt. Aber der erste Eindruck täuschte, ich glaube tatsächlich, dass wir stattdessen den hübschesten Campingplatz der Insel erwischt haben. Innendrin gab es nämlich ganz kuschlige Plätze, die terassenförmig angelegt waren und von Felsen und kleinen Mäuerchen umringt waren. Das Kind konnte klettern und wir hatten einen abgeschlossenen eigenen Platz, von dem wir eine sehr herrliche Aussicht genießen konnten. Nur schade, dass sich hier wieder ganz stark der Nachteil gezeigt hat, wenn man beschließt, außerhalb der Saison Urlaub zu machen: Spielkameraden im gleichen Alter sind Mangelware.

Was ich besonders entspannend fand, war, dass wir alles ganz ruhig haben angehen lassen. Wir haben uns deutlich weniger vorgenommen als noch letztes Jahr in Schottland – tatsächlich haben wir z.B. am darauffolgenden Tag nichts anderes gemacht als zu schwimmen, uns das Städtchen anzuschauen, das Meer zu genießen und wieder zurück zum Campingplatz zu fahren, um zu schwimmen. Ich habe ein wenig an unserem neuesten eBook gearbeitet, wir haben abends den korsischen Wein genossen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

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Wir sind auf der wunderschönen Calanche de Piana gefahren, die eine absolut beeindruckend schöne Straße mit Aussicht auf das Réserve Naturelle de Scandola bietet. Im Naturschutzgebiet sind wir am folgenden Tag mit Boot herumgegondelt. Das Kind war ganz aufgeregt – zwar war es enttäuscht, dass wir nicht die hübschen roten Boote genommen haben, aber das große Regenbogenboot war auch okay. Puh, da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Und ein Dach über dem Kopf, sonst wären wir bei den Temperaturen gegrillt worden…

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Ich war sehr erleichtert, dass wir in diesem Urlaub die Erfahrung machen konnten, dass nicht nur deutsche Urlauber peinlich sein können, sondern dass es an einer bestimmten Spezies “Tourist” liegen muss, die es in allen Ländern gibt. Drängelnde, quetschende Leute mit gezückten iDingern und Fotoapparaten, die sich um die besten Plätze gerangelt haben sowie die eine unverschämte Alte, die es wagte, dem Kind den Platz wegzunehmen und herummotzte, dass er zu laut sei, haben mir den Glauben an die Gleichheit der Menschen zurückgegeben, sprich: Es gibt überall Touristen, die sich überall unmöglich benehmen.

Hmmm…. was war noch… ? Calvi, der angebliche Geburtsort des Christopher Columbus.

Fortification Wall, Calvi, Corsica 047

Als Stadt eher nichtssagend, die Strecke dorthin jedoch landschaftlich atemberaubend. Wir sind auch noch mal die Calanche entlangefahren, diesmal in die andere Richtung. Selbstmörderische Schweine, Kühe, Ziegen lassen sich zur Dämmerung und zu jeder anderen Tageszeit mitten auf der Straße nieder. Man sollte also vorsichtig fahren.

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Das Kind hat sich, dank der geduldigen Unterweisungen des Herrn Papa, die die übrigen Poolbesucher sehr amüsiert haben, vom Nichtschwimmer in einen Nicht-mehr-Nichtschwimmer verwandelt, der aber trotzdem noch lieber mit Schwimmhilfe durch die Gegend paddelt. Das gewöhne ich ihm in langen Freibadaufenthalten langsam ab. Inzwischen wird weder Schwimmnudel noch Schwimmgürtel mehr verlangt. Klasse, das freut das mütterliche Herz 🙂  Zeigt aber auch, dass es eine Altersfrage ist, wann Kinder schwimmen lernen, denn der Knilch hat es letztes Jahr, trotz monatelanger Schwimmstunden, einfach nicht auf die Reihe gekriegt. Und jetzt, wie von Zauberhand, ging es plötzlich. Interessant fand ich auch die französische Mutter, die neben uns gecampt hat. Das Kind hat mit ihrer Tochter und noch einem Jungen gespielt, wobei die Sprachbarrieren keine mehr waren, denn “Unfug” ist eine universale Sprache, die alle Kinder können. Es ist wirklich überraschend, wenn diese Mutter ganz begeistert über das Kind erzählt. Ihre Worte: “He’s an angel!” Häh? Aber es stimmt. Mit kleineren Kindern ist er wirklich ungemein gutmütig und geduldig und er kann sich blendend benehmen, wenn er woanders ist. Wurde mir übrigens auch von der Mutter von “dem” A. berichtet. Wieso die das zu Hause nicht können? Aber nein, er ist ein tolles Kind, jetzt mal ganz ehrlich. Nicht gerade pflegeleicht und unanstrengend, aber wirklich charmant.

Am vorletzten Tag sind wir in die andere Richtung gefahren, weil wir dem Knirps versprochen hatten, mit ihm in den Kletterpark zu fahren, der irgendwo mitten im Gebirge angelegt war. Schöne Landschaft, doch sehr zur Enttäuschung des Knirpses war der Park ausgestorben, verriegelt und verrammelt. Kein Klettern. Aber der nahegelegene See war auch nett und die Rückfahrt dank Wattewölkchen um die Bergspitzen einfach nur traumhaft schön.

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Ja, und dann kam der Schock: Der Urlaub ist schon vorbei! Kann doch nicht sein, wir sind doch gerade erst gekommen??!! Aber es half nichts. Wir mussten das Zelt abbauen, ein letztes Mal in den Pool springen und ab ins Auto. Noch einmal durften wir die Landschaft bewundern, die Berge, die Weingüter und dann waren wir schon wieder in Bastia, bereit auf die Fähre zu gehen. Das wars dann auch schon. Zu kurz. Ach ja, das Kind hat zum Abschluss noch ganz irritiert gefragt, wieso wir denn nicht noch nach Sardinien gefahren seien?

Wer mehr Fotos sehen mag, kann das bei Flickr tun.

 

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  1. Augen | Blicke Author says:

    Danke. Ja, die potentielle neue Agentur war auch sehr angetan davon 🙂 Und nächstes Jahr ist Sardinien geplant.

  2. Das ist das schlimmste am Urlaub – dass es vorbei geht 🙁 Und danach ist es sooo lange bis zum nächsten.

    Die Fotos sind wunderschön, anscheinend muss ich unbedingt mal nach Korsika. Wirklich herrliche Landschaften, besonders das letzte ist wie gemalt.

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