Es wird langsam empfindlich kühl, finde ich. Ich denke, ich muss mich der Tatsache stellen, dass es nun wirklich und wahrhaftig Herbst ist und es stramm auf den Winter zugeht. In der Wohnung wird es auch langsam kühler, ich fröstle vor mich hin und hoffe, dass ich es rechtzeitig hinkriege, mir einen warmen Wintermantel auszusuchen, jetzt, wo ich meine hässliche, olle (aber warme) Jacke rausgeschmissen habe.
Auch fototechnisch wird es dunkler. Irgendwie ist mir nicht nach hell und fröhlich, sondern nach dunkel, warm und gedämpft. Helle, heitere, luftige Fotos gehören irgendwie in den Frühling. Daher stelle ich wieder vermehrt meine dunklen Hintergründe auf und frage mich, was ich so vor mich hinknipseln könnte. Heute habe ich mich für Rosenkohl entschieden. Rosenkohl passt. Es ist dunkel und warm, ein Herbstgemüse. Außerdem mögen viele Rosenkohl nicht, obwohl es ein ganz phantastisches Kraut ist! Und hübsch noch dazu.Wahrscheinlich liegt es an den matschigen, totgedünsteten Rosenkohlkadavern in Pampsauce, die uns in der Kindheit vorgesetzt wurde. Oder vielleicht wurde nur ich damit gefoltert, ich weiß es nicht. In der Familie mochte keiner Rosenkohl so richtig gerne, weswegen es das auch selten gab. Vielleicht hat es deshalb so grauslich geschmeckt, wer weiß? Wenn halt die Übung fehlt. Meine Oma musste damals auch viele Nudeln verkochen, bis sie den Dreh raushatte. Damals, als Pasta hier noch nicht so populär war. Oder vielleicht ändern sich die Geschmacksnerven ja auch.
Jedenfalls hat sich meine Einstellung zu Rosenkohl gründlich geändert. Man kann alles Mögliche damit machen, es geht schnell und es ist eigentlich sehr, sehr lecker, wenn man nicht auf die Idee kommt, die zarten Kohlköpfchen zwei Stunden lang in heißem Wasser zu kochen. Tatsächlcih brauchen die nur ein paar wenige Minuten, bis sie fertig sind. Der Mann und das Kind sind nicht überzeugt, aber das macht nichts, weil die heute Kantinenessen kriegen.
Heute war mir nach gesund, schlicht und vegan. Gebratene Rosenkohlröschen in Rübenkraut-Sriracha-Dressing mit gerösteten Pinienkernen. Ja, richtig. Ich habe experimentiert.
Dazu muss man die Rosenkohlköpfchen putzen und in Hälften schneiden.
In einer Pfanne die Pinienkerne (oder noch besser: Walnusskerne, doch die hatte ich heute nicht) rösten. Die rausholen und zwei, drei Esslöffel Olivenöl in die Pfanne geben und die Rosenkohlhälften direkt reingeben, da die Pfanne ja noch heiß ist. Immer wieder schwenken und weiterhin scharf anbraten. Nach ein, zwei Minuten, wenn sich die ersten goldbraunen Stellen zeigen, mit einem drittel Glas Wasser ablöschen, Deckel auf die Pfanne und beobachten. Drei, vier Minuten sind vollkommen ausreichend, dann sind sie gar. Den Deckel wieder runternehmen, das Wasser ganz verkochen lassen, weiterhin schwenken und jetzt erst das Rübenkraut-Sriracha-Gemishc hinzugeben. Oh, sorry, die Menge: 1 EL Sriracha (thailändische Chilisauce, ich kriege die hier beim Türken meines Vertrauens, beim Chinesen gibt es die auch oft oder man bestellt sie einfach) mit der gleichen Menge Rübenkraut mischen. Wer es nicht so scharf oder so süß mag, nimmt einfach ein wenig weniger. Das ganze noch ein, zwei Minuten karamelisieren lassen, ein paar Rosinen hinzugeben und – fertig.
Die Kombination aus Süße und Schärfe mit dem etwas nussig-bitteren Geschmack des Rosenkohls ist einfach nur zum Reinlegen. Ein wenig Zitronensaft hätte hier vielleicht das Ganze noch abgerundet, doch den hatte ich auch nicht mehr.
Traut euch ruhig mal an Rosenkohl ran, es ist besser als man denkt 🙂