Zwischen Organisation und Chaos

Chaos um mich herum, nennt mich Chaosqueen. Chaos im Kopf. Aber wie ich ja letzte Woche in meinem gelöschten, wiederhergestellten und streng zensierten Frustposting geschrieben habe, nehme ich mir eine fotografische Auszeit habe ich mir eine kurze fotografische Auszeit genommen, die ich nicht länger durchgehalten habe.

IMG_20140220_120238Es ist übrigens interessant, wie sehr einen die Worte: “Oh Mann, stell dich nicht so an, das wird schon irgendwann klappen.“, wieder aufrichten können. Es herrschte blankes Unverständnis beim Mann ob meiner sehr emotional verlaufenden Frustanfälle und ob meiner Ungeduld. Und schwupps, habe ich mich besser gefühlt. Na klar, wenn der BesteEhemannvonallen das behauptet, muss es ja stimmen. Bis dahin war ich so weit, dass ich die ganze Fotografie hinschmeißen wollte. Nie wieder wollte ich meine Kamera anfassen, dieses dämliche Dingen und, falls doch, nie wieder Food fotografieren, dieses langweilige Zeug. Nie mehr. Bis heute morgen hielt das an, dann juckte und kribbelte es mich so in den Fingern, dass ich eine Foodfotosession improvisiert habe, damit es mir besser geht. Naja, besser süchtig nach Fotografie als süchtig nach irgendetwas anderem, nicht wahr?

Damit ich aber weitermachen kann, habe ich das Gefühl, in mich gehen zu müssen um mich – oh Schreck! – zu organisieren! Meine Fähigkeit, mich selber zu organisieren hat schon so manchen in den Wahnsinn getrieben. Obwohl es gar nicht so schlecht darum steht, da es eigentlich weniger die Fähigkeit ist, mich zu organisieren als vielmehr die Unfähigkeit, diese Planung auch umzusetzen.

Dazu ein Beispiel, wie ich ein Shooting in Ermangelung eines besseren Wortes nehme ich mal dieses hier “plane”: Ich habe mir am Anfang des Jahres eine Liste angelegt mit Themen, die auf Agenturseite offensichtlich gefragt sind. Eine tolle Liste ist das, die ich ganz einfach Punkt für Punkt abarbeiten könnte. Nun ja, aber ich habe diese Liste irgendwo in den Tiefen meiner Dokumente gespeichert. Ich denke ab und zu daran, gucke auch manchmal rein und denke: “Ach, guck mal, das wolltest du doch schon längst umsetzen…“, mache das Dokument zu und… ganz richtig: Ich vergesse es wieder und fotografiere spontan Dinge, die mir gerade in den Sinn kommen, leider jedoch kaum jemand braucht. Wie zum Beispiel eine leere Kaffeetasse. Hübsch, aber wollte ich nicht eigentlich…? Trotz meiner Vorliebe für Listen tendiere ich dazu, die Übersicht zu verlieren, weil ich nicht plane. Das heißt, ich plane schon, aber ich schreibe es nicht auf. Oder ich notiere auf irgendwelchen Zettelchen und Post-its, was zu tun ist. Manche können das, in so einem Chaos die Übersicht behalten. ICH NICHT.

Das hat schon so manchen in den Wahnsinn getrieben, der deutlich strukturierter denkt als ich. Umgekehrt kann ich dafür überhaupt nicht verstehen, wie verrückt sich manche Leute machen können, um Tagesabläufe total unter Kontrolle zu behalten. Eine gewisse Spontaneität gehört für mich einfach dazu. Ich kann nicht jeden Tag so, wie ich gerne würde. Ich kann nicht nach Plan kreativ sein. Manchmal fließen sie, die kreativen Säfte (glaubt jemand mir, dass ich ein ganzes Posting geschrieben habe, nur um die Wendung “kreative Säfte” einmal im Leben verwenden zu können? 😉 ), aber manchmal eben auch nicht. Mit Zwang geht gar nichts. Fotografie ist schließlich keine Buchhaltung. Trotzdem muss ich mir überlegen, wie ich das kreative Chaos und ein wenig mehr Struktur in meine Arbeit hineinbringe. Sollte ich irgendwann mal reich und berühmt sein, dann besorge ich mir Praktikanten und Agenten und Manager und eine Haushaltshilfe. Bis dahin muss ich mir was anderes überlegen.

IMG_20140220_103421Bislang habe ich erfolgreich eine Neuerung eingeführt: Viel sinnvoller als jetzt meine komplette Persönlichkeitsstruktur über den Haufen zu werfen und mich zu bemühen, ein strukturiert denkender Pedant zu werden – was gar nicht funktionieren kann – ist,  einen Weg zu finden, mich mit meiner Chaosarbeitsweise zu versöhnen und trotzdem das Gefühl zu haben, etwas strukturiert umsetzen zu können. Kurz und gut: ich gewöhne mir gerade an, endlich mal konsequent einen Kalender zu benutzen. Auf Papier. Und zwar für alle Lebenslagen. So einfach kann das sein. Es ist wahrlich nichts Neues unter der Sonne, ich habe eben nur ein wenig länger gebraucht. Ich habe mir übrigens einen sehr praktischen Kalender zugelegt, der sowohl als Notizbuch als auch als Wochenkalender dient. Two-in-one: Ich kann organisatorische Dinge notieren und mir gleichzeitig kreative Notizen machen. Wow, das ist wirklich eine weltbewegende, bahnbrechende Erkenntnis, mag jetzt mancher denken. Aber für mich eröffnet sich hier gerade eine Welt, in der ich es schaffen könnte, meinen Alltag in den Griff zu bekommen!

Und noch ein Gutes hat es: Dieses schriftliche Ordnen meiner Gedanken, Pläne und Vorsätze führt auch dazu, alles wieder in Relation zu bringen. Es klappt heute nicht? Gut, dann eben morgen. Ein Jahr ist lang. Ich muss nicht innerhalb von sechs Monaten reich, berühmt und sexy werden. Bei mir dauert eben alles immer ein wenig länger. Ich kann mir dafür ruhig neun Monate Zeit lassen… 😉

Ach ja, und bei einem Blick in die vergangenen Wochen wundert es mich nicht mehr, dass ich ständig die Hälfte vergesse; der Platz reicht kaum noch aus, mir alle Termine und To-Dos zu notieren.

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